„Zuwanderung berührt euch lebenslang und ihr werdet immer damit konfrontiert sein!“ Diese Feststellung von Johannes Flohr vom „Netzwerk Asyl“ in Harsum war der Auftakt eines interessanten Vormittags in der Harsumer Molitoris-Schule, zu dem Klasse R10a mit ihrer Klassenlehrerin Melanie Lawrenz drei Flüchtlinge aus Syrien in die Schule eingeladen hatte.
Begleitet vom Harsumer Ortsbürgermeister Reinhard Wirries und Johannes Flohr, einem ehemaligen Lehrer der Molitoris-Schule, erzählten Zakwan Bido, Dr. Mustafa Moalem und Majdeddin Asfari den interessiert zuhörenden 10. Klässler von ihrer Flucht aus Syrien und der aktuellen Situation dort sowie ihrem derzeitigen Leben in Harsum.
Seit Februar 2015 leben die drei Männer, die aus der Nähe von Aleppo stammen, in Harsum. Betreut werden sie vom Netzwerk Asyl, das neben der Erledigung von Behördengängen und der Organisation von Unterkünften auch für den so wichtigen Deutschkurs sorgt, denn ohne deutsche Sprachkenntnisse ist keine Aufnahme von Arbeit in Deutschland möglich.
Die drei Syrer sind gut ausgebildet und sprechen bereits mehrere Sprachen, da sie vor ihrer Flucht aus Syrien bereits beruflich häufig im Ausland zu tun hatten und deshalb auch im Besitz eines Visums waren. Zakwan Bido ist ausgebildeter Lebensmitteltechniker, Dr. Mustafa Moalem ein weltweit bekannter Experte für Olivenanbau und Majdeddin Asfari war im syrischen Aleppo Manager zweier Banken. Sie wollen dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen, sondern arbeiten und Steuern zahlen.
Die Schülerinnen und Schüler erfahren an diesem Vormittag viel über die schwierige Situation in Syrien, über die vielen zerbombten Städte, den täglichen Mangel an Trinkwasser, über geschlossene Schule. „Es gibt keinen Platz in Syrien, der sicher ist. Man weiß nie, woher der Tod kommt“, so beschreibt Majdeddin Asfari die verzweifelte Lage der syrischen Bevölkerung und erläutert die Fluchtrouten nach Europa, die sog. Balkanroute, aber auch den langen Weg über Russland nach Norwegen. Insgesamt sind bei einer Gesamtbevölkerung von 23 Millionen Einwohnern 12 Millionen Syrer auf der Flucht.
Große Dankbarkeit zeigen alle drei Flüchtlinge für die Unterstützung, die sie in Harsum und vom Netzwerk Asyl erfahren. „Seid stolz, dass ihr Deutsche seid! Deutschland ist ein Paradies!“ Diese Worte gibt der Bankmanager Asfari den jungen Leuten aus Harsum mit auf den Weg.
Zum Abschluss des informativen, aber auch bewegenden Vormittags wurde die Verabredung getroffen, gemeinsam in der Küche der Molitoris-Schule gemeinsam syrisch zu kochen. Die Vorfreude darauf ist auf beiden Seiten groß.