Partnerschule aus Harsum zu Besuch im 96-Archiv

Am 21. November ist die Klasse R 9b der Molitoris-Schule Harsum zu Besuch im Archiv von Hannover 96 gewesen. Fachlehrerin Lisa Spittel und Klassenlehrer Julian Brennecke hatten gemeinsam mit 96-Archivar Sebastian Kurbach ein abwechslungsreiches Programm zum Thema „Hannover 96 im Nationalsozialismus“ entwickelt. Als Zeitzeuge berichtete 96-Ehrenmitglied Wolfgang Otte (Jahrgang 1935) von seiner Kindheit und Jugend zwischen Bombennächten, Trümmern und kleinen Freuden in schweren Zeiten. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr beeindruckt von diesem privaten Einblick in eine längst vergangene Zeit. Auch von heimlichem Widerstand gegen das NS-Regime, der Deportation der hannoverschen Juden und anderen Ereignissen konnte Otte berichten.

Im Anschluss an diese bewegenden Erinnerungen durften die Schüler mit Original-Material aus dem Archiv von Hannover 96 arbeiten! Meisterwimpel, alte Kicker-Hefte, Vereinsmitteilungen und Fotoalben unserer Meisterspieler boten jede Menge Platz, sich dem Thema Nationalsozialismus am Beispiel von Hannover 96 zu nähern. Besonders die gut dokumentierte Meisterschaft aus dem Jahr 1938 eignet sich hervorragend, um zu zeigen, wie sehr der Faschismus die Gesellschaft dieser Zeit durchdrungen hatte. Die jüdischen Mitglieder wurden seit 1933 aus dem Verein gedrängt, selbst wenn sie, wie bspw. Robert Rosenbaum, noch kurze Zeit vorher Maßgebliches für den Verein geleistet hatten, wie etwa die Finanzierung des ersten Clubheims 1931 zu ermöglichen. Auch andere Gruppen und Mitglieder mussten den Verein verlassen, wanderten aus oder wurden in die KZ´s verschleppt. Viele 96er überlebten den Krieg nicht, fielen entweder als Soldaten an der Front, wie unser Meisterspieler Erich Meng, oder wurden im Holocaust ermordet.

Als Abschluss eines bewegenden Vormittags besuchte die Gruppe noch 96-Das Stadion. An einem verbogenen Dachträger der alten Haupttribüne des Eilenriedestadions, das in der NS-Zeit „Hindenburg-Kampfbahn“ genannt wurde, kann man noch heute gut den Treffer einer britischen Fliegerbombe aus dem Jahr 1943 sehen. Spätestens hier wurde deutlich, wie nah die eigene Geschichte manchmal rücken kann- und die Schülerinnen und Schüler unserer Partnerschule aus Harsum waren mittendrin.

Die Jugendlichen aus Harsum konnten mit Hilfe des Archivs von Hannover 96 an diesem Tag das wichtigste Thema im deutschen Geschichtsunterricht, die Beschäftigung mit dem Holocaust und dem NS-Regime, anschaulich erleben. Unser Vereinsmotto „Niemals allein!“ galt von 1933 bis 1945 nicht. Es liegt an den kommenden Generationen, dies nie zu vergessen.

Von Sebastian Kurbach (Archivar Hannover 96)

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